Der produzierende Sektor als Motor der Wirtschaft

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Bild: Primärerhebung - Top 10 Warengruppen in der Produktion: [Maschinenbau], [Fahrzeuge und Teile], [Metallproduktion], [Lebensmittel], [Metallprodukte], [Elektroausrüstung], [Koks und Öl], [Holzprodukte], [chemische Produkte], [Datenverarb
Primärerhebung - Top 10 Warengruppen in der Produktion: [Maschinenbau], [Fahrzeuge und Teile], [Metallproduktion], [Lebensmittel], [Metallprodukte], [Elektroausrüstung], [Koks und Öl], [Holzprodukte], [chemische Produkte], [Datenverarb
Bild: Grundgesamtheit - Top 10 Warengruppen in der Produktion: [Maschinenbau], [Fahrzeuge und Teile], [Lebensmittel], [Metallproduktion], [Metallprodukte], [Elektroausrüstung], [Holzprodukte], [Chemieprodukte], [Ausrüstung zur Datenverarbeitung],
Grundgesamtheit - Top 10 Warengruppen in der Produktion: [Maschinenbau], [Fahrzeuge und Teile], [Lebensmittel], [Metallproduktion], [Metallprodukte], [Elektroausrüstung], [Holzprodukte], [Chemieprodukte], [Ausrüstung zur Datenverarbeitung],
Bild: Leistungs- und Strukturdaten (final) - Top 10: [Maschinenbau], [Fahrzeuge und Teile], [Lebensmittel], [Metallproduktion], [Metallprodukte], [chemische Produkte], [Elektroausrüstung], [Holzprodukte], [Koks und Petroleum], [Datenverarbeitungsger&a
Leistungs- und Strukturdaten (final) - Top 10: [Maschinenbau], [Fahrzeuge und Teile], [Lebensmittel], [Metallproduktion], [Metallprodukte], [chemische Produkte], [Elektroausrüstung], [Holzprodukte], [Koks und Petroleum], [Datenverarbeitungsger&a
Bild: Jahresumsatz von Produktion (~99%) und Bergbau (~1%), 2008-2021
Jahresumsatz von Produktion (~99%) und Bergbau (~1%), 2008-2021
Bild: Jahresumsatz von "H.v. Münzen und Schmuck", 2008-2021
Jahresumsatz von "H.v. Münzen und Schmuck", 2008-2021
Bild: Monatsummsatz von Produktion (~99%) und Bergbau (~1%), Jan 2019 - Mai 2022
Monatsummsatz von Produktion (~99%) und Bergbau (~1%), Jan 2019 - Mai 2022

Im letzten Artikel haben wir uns mit den Auswirkungen befasst, die COVID-19 auf die verschiedenen Sektoren der österreichischen Wirtschaft gehabt hat. Wir haben gesehen, dass die Branchen „Gastronomie und Hotellerie“ und „sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“ (z.B. Arbeitskräfteüberlassung) prozentuell am stärksten getroffen wurden – beim Jahresumsatz und bei den Beschäftigten.  Gleichzeitig haben wir auch gesehen, dass der größte finanzielle Schaden aber tatsächlich woanders entstanden ist, nämlich bei der Herstellung von Waren, die – nach dem Handel – der zweitgrößte Sektor der österreichischen Wirtschaft ist.

In diesem Artikel betrachten wir die Entwicklung der verschiedenen Branchen nach dem „ersten Schock“. Wir verwenden Daten der „Statistik Austria“ für die Jahre 2018-2022, die hier öffentlich zugänglich sind: https://www.statistik.at/statistiken (die Daten für 2021 und 2022 sind noch nicht endgültig).

 

Der Produktionssektor in Österreich

Über 26.000 Unternehmen beschäftigen sich in Österreich mit der Herstellung von Waren. Insgesamt beschäftigen sie über 660.000 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund 200 Milliarden. EUR, also etwa ein Viertel des gesamten Jahresumsatzes aller Unternehmen in Österreich zusammen. Die produktionsstärkste Branche in Österreich ist traditionell der Maschinenbau, gefolgt - vor COVID (2019) - in dieser Reihenfolge von, der Herstellung von Kraftwagen und -teilen, H.v. Nahrungs- und Futtermitteln, Metallerzeugung und -bearbeitung, H.v. Metallerzeugnissen, H.v. chemischen Erzeugnissen, H.v. elektrischen Ausrüstungen, H.v. Holzwaren; Korbwaren, Kokerei und Mineralölverarbeitung und H.v. Datenverarbeitungsgeräten.

Im Jahr 2020 ist der gesamte Jahresumsatz in der Produktion um mehr als 15 Milliarden € gesunken – von 209,0 Mrd. € im Jahr 2019 auf 193,6 Mrd. € im Jahr 2020 (-7 %).

2021 sehen wir ein ganz anderes Bild, nämlich ein Wachstum weit über das Vorkrisenniveau auf ca. 220 Milliarden EUR (+13%) - obwohl auch in diesem Jahr die COVID-19 Sicherheitsmaßnahmen in Kraft waren, haben sich die produzierenden Unternehmen erfolgreich auf die neuen Umstände eingestellt. Auch die Perspektive für 2022 ist vielversprechend – derzeit liegen monatliche Daten bis Mai 2022 vor – und bereits im ersten Quartal 2022 verzeichnen wir +20 % gegenüber dem Vorjahr.

 

Wie sieht es in den verschiedenen Branchen aus?

Die verschiedenen Branchen tragen in sehr unterschiedlichem Maße zu dem gesunkenen Jahresumsatz 2020 bei – man kann grob 3 Gruppen unterscheiden:

  • Viele Branchen wurden von der Krise 2020 hart getroffen (z.B. die gesamte Metall- und Automobilbranche, sowie Bekleidung, Lederwaren und Schuhe sowie Druckerzeugnisse - hier sehen wir oft -10% und mehr), bereits 2021 stieg der Umsatz in diesen Branchen aber bereits auf das Vorkrisenniveau zurück. Hierzu gehört vermutlich auch die Mineralölverarbeitung (-36 % in 2020), wenngleich hier derzeit nur die Rohdaten für 2021 vorliegen.
  • Einige andere Branchen – z. Nahrungsmittel, Getränke, pharmazeutische Erzeugnisse –zeigen trotz der außergewöhnlichen Umstände im Jahr 2020 nur geringe Veränderungen (max. -3 %) und auch der Anstieg im Jahr 2021 ist nicht besonders ausgeprägt. Man könnte fast sagen, dass die Krise in ihnen vorübergegangen ist.
  • Bei der dritten Gruppe – z.B. Holzwaren, chemische Erzeugnissen und Datenverarbeitungsgeräte – zeigen kaum signifikanten Veränderungen im Zeitraum 2018-2020, dafür sehen wir aber einen großen Anstieg im Jahr 2021 (+25 % und mehr).

In diesem Kontext könnten man auch die Kategorie „H.v. sonst. Waren“ nennen, die gerade deshalb auffällt, weil sie in beiden Jahren einen enormen Anstieg (+30% und +37%) aufweist. Hier finden wir eine breite Palette an Produkten, darunter medizinische Apparate, Sportgeräte sowie Münzen und Schmuck. Die meisten dieser Produktgruppen folgen den Trends des gesamten Produktionssektors – auch die medizinischen Apparate (-5 % in 2020 und +12 % in 2021) – und für das erwähnte Wachstum ist hauptsächlich eine Branche verantwortlich: die Herstellung von Münzen und Schmuck (+168 % im Jahr 2020 und +63 % im Jahr 2021). Obwohl dies auf den ersten Blick überraschend erscheinen mag, zeigt uns der Blick zurück, dass diese Branche gerade in den Jahren nach Wirtschaftskrisen floriert (zuletzt 2011), aber dann zurückgeht, wenn wir mehrere Jahre kontinuierlichen Wirtschaftswachstums verzeichnen. Hierbei interessant: 2009-2011 hat es von der Krise bis zum Maximum noch zwei Jahre gedauert, diesmal sehen wir diesen Effekt schon ein Jahr früher.



Bild: Umsatz der Produktion 2021 im In- und Ausland (Primärerhebung):
[blau - Inland], [grün - Eurozone], [orange - Rest]
Umsatz der Produktion 2021 im In- und Ausland (Primärerhebung): [blau - Inland], [grün - Eurozone], [orange - Rest]
Bild: Umsatz der Produktion 2021 im In- und Ausland nach Warengruppen (Primärerhebung):
[blau - Inland], [grün - Eurozone], [orange - Rest]
Umsatz der Produktion 2021 im In- und Ausland nach Warengruppen (Primärerhebung): [blau - Inland], [grün - Eurozone], [orange - Rest]
Bild: Umsatz der Produktion 2021 im In- und Ausland nach Warengruppen (Primärerhebung):
[blau - Inland], [grün - Eurozone], [orange - Rest]
Umsatz der Produktion 2021 im In- und Ausland nach Warengruppen (Primärerhebung): [blau - Inland], [grün - Eurozone], [orange - Rest]

Wo generieren Unternehmen ihren Umsatz?

Die österreichische Wirtschaft ist in großem Maß auf den Export orientiert. Dies wird sofort deutlich, wenn man sich die Unternehmensumsätze ansieht, da österreichische produzierende Unternehmen nur ca. 36 % des Umsatzes auch in Österreich erwirtschaften. Weitere 38 % des Umsatzes werden in der Eurozone generiert und die restlichen 26 % stammen aus Ländern außerhalb davon.

Getrennt nach Produktgruppen ergibt sich hier ein sehr vielfältiges Bild. Hier nur ein paar Beispiele:

  • die Mineralölverarbeitung und die Nahrungsmittelproduktion erwirtschaften den bei weitem größten Teil ihres Umsatzes auf dem Inlandsmarkt (82 % bzw. 60 %),
  • die Herstellung von Kraftwagen und -teilen generiert 64 % des Umsatzes in der Eurozone außerhalb Österreichs,
  • die Produktion von Datenverarbeitungsgeräten und die Herstellung von Getränken erwirtschaften jeweils mehr als die Hälfte des Umsatzes außerhalb der Eurozone (61 % bzw. 51 %).

Auffällig ist auch, dass sich diese Anteile von Jahr zu Jahr nur geringfügig verändern – die COVID-Pandemie brachte also Einschnitte für den Umsatz im Allgemeinen, hat aber die grenzüberschreitenden Wirtschaftswege nicht wesentlich verändert - ein gutes Zeichen also für die grenzübergreifende Integration der Wirtschaft und die Bedeutung der internationalen Wirtschaftskooperation.

Bei der nächsten Gelegenheit werden wir uns ansehen, wie sich die österreichische Außenwirtschaft entwickelt hat: Wer sind die wichtigsten Wirtschaftspartner und wie steht es um die Beziehung zwischen Österreich und Slowenien?